Montag, 20.01.2025 22:14 Uhr

17. Sarajevo Halbmarathon

Verantwortlicher Autor: Theo Goumas Sarajevo, 23.09.2024, 13:56 Uhr
Presse-Ressort von: Theodoros Goumas Bericht 6002x gelesen

Sarajevo [ENA] Treue Leser dieser Kolumne werden schon gemerkt haben, dass der Schreiber ein Faible fürs Laufen hat und um die Welt zu verschiedenen Läufen reist und auch darüber und auch über Land und Leute ausführlich berichtet. Nach 2019 und 2023 nimmt er nun das dritte Mal am Halbmarathon in Sarajevo teil und es ist alles anders als zuvor. Die Erzählung einer absoluten Enttäuschung.

Das Unternehmen NGO Marathon Sarajevo hat heuer zum 17. Mal den Halbmarathon in Sarajevo veranstaltet und viele Hundert Läufer aus der ganzen Welt angezogen. Der Lauf ist eher klein und die Teilnehmerzahl bei allen vier Läufen (21k, 10, Kids Run, Fun Run) eher bescheiden. Trotz der kleinen Zahlen war es bisher eines der größten Events der Stadt und ziemlich gut organisiert. Bis zum Jahr 2023 wurde daran gearbeitet so einiges zu verbessern und den Lauf bekannter und attraktiver zu machen. So gab es letztes Jahr ein gratis Klassik-Open-Air-Konzert auf dem Platz vor einem Theater, diverse Veranstaltungen für Groß und Klein, Poster hingen überall in der Stadt und man konnte sehr viele Läufer sehen.

Die Sachen (Beutel mit Startnummer und diversen Gutscheinen, Energieriegel, isotonische Getränke, Laufshirt, etc.), konnte man stilvoll im Theater abholen und wenn man wollte, konnte man den ganzen Tag auf dem Vorplatz verbringen und verschiedenen Bands und DJs zuhören, sich sportlich betätigen, sich bei der kleinen Sportmesse umschauen, usw. Auch gab es im Vorfeld ziemlich viele Infos per E-Mail. Am Tag des Laufs herrschte eine entspannte und festliche Atmosphäre und alle waren glücklich ob des gelungenen Sportfestes. So in etwa war es auch die Jahre davor. Ein großes sportliches Fest, dass über ein Wochenende ging und die Massen mobilisierte und begeisterte.

Dieses Jahr wurde so einiges beworben und nichts davon eingehalten. E-Mails kamen spärlich und meistens in Landessprache und nicht auch auf Englisch und die letzte Infomail blieb gänzlich aus. Der Tag des Laufs kam immer näher und wichtige Infos fehlten. Eine Info über die Streckenänderung wurde etwa zehn Tage vorher kommuniziert und danach kam nichts mehr. Man wusste nicht, wo man die Startnummern abholen sollte, man wusste nicht, wo Start/Ziel genau war, weil die Angabe ungenau war, usw. Es gab auch keine Poster oder Werbung in der Stadt und man sah auch keine Sportler.

Die Organisation reagierte weder auf E-Mails noch auf Nachrichtigen über Social Media und ans Telefon ging auch keiner ran. An der im Impressum angegebenen Adresse war die Organisation auch nicht zu finden. Der Schreiber sah am Tag vorm Lauf zwei ausländische Läufer und sprach sie an. Sie wussten Bescheid. Ausgabestelle für die Startnummern war das kleine Theater der Jugend und am Platz davor war außer einem großen aufblasbaren Start/Zieltorbogen und einer kleinen Bühne, wo ein DJ Musik machte, nichts los. Drinnen war noch weniger los und auf die Frage nach dem Konzert, das stattfinden sollte, wusste nur eine Dame zu sagen, dass es ab 18 Uhr auf dem Vorplatz stattfinden würde. Fand aber nicht statt.

Der Sportbeutel war auch etwas dürftig bestückt. Das T-Shirt in der falschen Größe, weil es die richtige nicht mehr gab, drei Gutscheine, zwei Energierigel und eine Flasche Powerade. Sonntag in der Früh die nächste(n) Überraschung(en). Start war nicht etwa, wie angegeben, vor einer Kirche, sondern hundert Meter weiter. Der Animateur sprach eher leise und die Musik war auch leise und man konnte vom weiten nicht erkennen, dass da das Start/Ziel ist. Erst ca. hundert Meter davor war sich der Schreiber dieser Zeilen sicher, dass der Lauf überhaupt stattfindet, weil er den Animateur samt Musik hörte und einige Läufer sah.

Es war erstaunlich wenig los, offizielle Zahlen gibt es noch nicht. Keiner wusste, wo man den Beutel abgeben konnte und erst nach langer Suche fand man einen Freiwilligen, der wusste, dass es eines der beiden weißen Zelte war. Klos gab es keine, nicht mal auf der Strecke gab es welche. Dafür fand der Start um Punkt 9 Uhr statt. Die erste Runde verlief gut. Die Läufer waren gut drauf, die Streckenposten in bester Laune, viele Zuschauer entlang der Strecke jubelten und hielten selbstgemachte Poster mit Motivationssprüchen hoch und an den Stationen gab es reichlich Wasser und nichts anderes. Es gab auch einige Bands entlang der Strecke, die für Laune sorgten.

Bei der zweiten Runde jedoch, kippte die Stimmung gewaltig. Obwohl man 3 Stunden hatte, um über die Ziellinie zu laufen, wurden die Straßen für den Verkehr freigegeben, sodass man auf den engen und schlechten Bürgersteigen laufen musste. Die Wasserstationen und die Musiker waren weg und viele Streckenposten auch. Die wenigen, die noch da waren, achteten auf den Verkehr und nicht auf die Läufer oder glotzten ins Handy. Resultat waren große Frustration und einmal falsch abbiegen, was 20 anstatt 21km auf der Uhr zeigte.

Die Medaille ist die gleiche wie letztes Jahr und am Ziel gab es zwar Verpflegung von den Sponsoren, wurde aber spärlich vergeben und nicht darauf aufmerksam gemacht, dass es sie gibt. Die Route an sich war schön und leicht zu laufen. Ein großer Teil war auf Hauptstraßen mit zwei oder drei Fahrspuren und gutem Asphalt. Der schönste Teil war der in der Allee entlang des Flusses. Da wehte auch ein frischer Wind, was sehr angenehm war. Es ist zu hoffen, dass sich die wahrscheinlich neue Führung (so wird spekuliert), von dem Desaster was lernt und nächstes Jahr alles besser macht.

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