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The Hand

Verantwortlicher Autor: Theo Goumas Ar'ar, 07.02.2022, 13:53 Uhr
Presse-Ressort von: Theodoros Goumas Bericht 8251x gelesen

Ar'ar [ENA] Ein Lehrer beschließt, das von der Wirtschaftskrise gebeutelte Europa für eine Zeitlang den Rücken zu kehren und sein Glück in Saudi-Arabien zu suchen. Er bewirbt sich als Englischlehrer und nach vielen Absagen, kommt doch noch eine Zusage, allerdings mit Vitamin B. Das ist der Beginn einer wunderbaren Reise in ein verschlossenes Land, das kaum jemand kennt. Eine wahre Geschichte in Teilen erzählt.

Vor ein paar Monaten war ich in München in einer Buchhandlung und ging durch die Regale auf der Suche nach einem guten Buch. Ich hatte kein Bestimmtes im Sinn, so suchte ich gedankenverloren. Ich nahm einige in die Hand, öffnete sie, schaute mir das Cover an, überflog ein paar Seiten und legte sie wieder zurück. Nach einiger Zeit sah ich bei den englischsprachigen Büchern ein Buch, das herausstach. Die Farbe des Einbandes war ein sehr schönes Blau. Ich trat näher ans Regal und schaute mir den Titel an: Alif the Unseen von G. Willow Wilson. Es schaute arabisch aus, der Name der Autorin klang eigenartig und mysteriös und einen mysteriösen Eindruck machte auch das Cover.

Draußen setzte ich mich auf eine Bank und fing sofort an zu lesen. Die Geschichte spielte in Saudi und hatte etwas mit Zensur im Internet zu tun. Da die Handlung sehr spannend war, konnte ich das Buch nicht weglegen. Als Stunden später mein Handy klingelte, kam ich wieder zurück in die Wirklichkeit. Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass ich ein paar Monate später in Saudi leben und Bekanntschaft mit "The Hand" machen würde. "Die Hand" wird im Buch die Zensur genannt. Das Buch las ich ziemlich schnell und war monatelang davor begeistert und angetan.

Einige Monate später sitze ich in meiner Wohnung in Ar'ar und muss eine Website übersetzen, die noch nicht live ist. Der Auftrag lautet: Sämtliche Infos, Menüs und Untermenüs auf der Website zu übersetzen und später die Seite auch noch ausprobieren. Ich klicke auf den Link, den mir mein Auftraggeber geschickt hat und ein grün-weißer Hinweis erscheint auf dem Bildschirm. Scheiße! The Hand! Was mache ich jetzt? Ich muss doch arbeiten!

Da es sich um eine russische Pornoseite mit Live-Models handelt, mit denen man Chatten kann, sie vor der Kamera strippen und allerlei anderer Sachen machen, hat die saudische Regierung natürlich etwas dagegen und ich habe ein Problem. Ich frage meine Kollegen, ob sie schon mal Bekanntschaft mit "The Hand" gemacht haben und wie sie dieses Missgeschick gelöst haben. Zu meiner Verwunderung hatte keiner so eine Erfahrung und hatte auch keinen Rat für mich.

Ich grüble eine Weile weiter und komme zu keiner Lösung. Auch mein Auftraggeber hat keine Ahnung. Da ich den Auftrag nicht verlieren möchte, biete ich an noch einen Tag zu warten, um zu sehen, ob sich doch noch eine Lösung findet. Mir kommt die Idee meine Schüler zu fragen. Die kommen aus der Gegend, scheinen richtige Schlitzohren zu seien und werden sicher wissen, was Sache ist. Ich gehe auf einen zu, der mir sehr sympathisch wirkt und so etwas wie ein kleiner Anführer zu seien scheint und erkläre ihm mein Problem. Er kapiert nicht ganz, da zeige ich ihm den Screenshot und er kapiert sofort und sagt drei magische Buchstaben: VPN.

VPN? Ja, sagt er. Damit hat man Zugriff auf alles. Das ist ja ein Ding! Denke ich mir. Er nimmt meinen Laptop, tippt etwas in die Suchleiste ein, tippt und klickt noch ein paar Mal, lädt etwas runter, installiert es, dreht sich zu mir um und sagt, ich hätte jetzt eine Testversion für 30 Tage und erklärt mir wie ich die Zahlung danach umgehen kann, fragt welche Website ich aufrufen möchte, ich tippe die URL ein, wir warten einen Augenblick und die russische Website erscheint. Er lacht als er sie sieht, ich springe auf vor Freude, umarme und küsse ihn auf die Wange und sehe aus dem Augenwinkel, wie einige Schüler uns anstarren. Jetzt kann ich mich die nächsten Tage mit anrüchigen Inhalten beschäftigen.

VPN? Ja, sagt er. Damit hat man Zugriff auf alles. Das ist ja ein Ding! Denke ich mir. Er nimmt meinen Laptop, tippt etwas in die Suchleiste ein, tippt und klickt noch ein paar Mal, lädt etwas runter, installiert es, dreht sich zu mir um und sagt, ich hätte jetzt eine Testversion für 30 Tage und erklärt mir wie ich die Zahlung danach umgehen kann, fragt welche Website ich aufrufen möchte, ich tippe die URL ein, wir warten einen Augenblick und die russische Website erscheint. Er lacht als er sie sieht, ich springe auf vor Freude, umarme und küsse ihn auf die Wange und sehe aus dem Augenwinkel, wie einige Schüler uns anstarren. Jetzt kann ich mich die nächsten Tage mit anrüchigen Inhalten beschäftigen.

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