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Pyramiden von Gizeh

Verantwortlicher Autor: Theo Goumas Gizeh, 10.12.2022, 20:21 Uhr
Presse-Ressort von: Theodoros Goumas Bericht 9796x gelesen
Pyramiden von Gizeh
Pyramiden von Gizeh  Bild: Theo Goumas

Gizeh [ENA] Die Pyramiden von Gizeh sind das letzte der sieben antiken Weltwunder. Majestätisch stehen sie da in der Wüste und ziehen Besucher aus der ganzen Welt magisch an. Ein Besuch ist dieser Ort allemal Wert, man sollte jedoch nicht allzu hohe Ansprüche und Hoffnungen haben. Ein Reisebericht.

Als das letzte der antiken Weltwunder, sind die Pyramiden von Gizeh für jeden Ägyptenbesucher ein Muss. Man sollte sich für einen Besuch viel Zeit nehmen und sich gut vorbereiten, wenn der Besuch reibungslos und ohne (zu viel) Stress verlaufen soll. Das beginnt schon bei Tag und Uhrzeit. Am besten ist es gleich nach Öffnung in der Früh um 7, weil es temperaturmäßig angenehm und noch wenig los ist. Freitag, Samstag und Sonntag sollte man meiden, Montag bis Donnerstag sind die besten Tage. Freitags sind viele Einheimische da, gerade nach dem Gebet so gegen Mittag und es ist sehr voll. Samstags sind noch viele Ausländer zu den Einheimischen da und sonntags sind sehr viele Ausländer zu Besuch, die eine Tagestour machen.

Die Tagestouristen treten dann in Gruppen auf und haben einen Führer dabei. Wenn man als Individualtourist unterwegs ist und gar keine Ahnung über den Ort und seine Geschichte hat, nähert man sich einer Gruppe unauffällig, steht etwas abseits und hört dem Führer zu. Vorteil ist auch, dass man von penetranten Verkäufern eher in Ruhe gelassen wird. Zweiter Vorteil ist, dass der Führer den Weg kennt. Auf dem Gelände gibt es nämlich keine Hinweisschilder und so irrt man als Individualtourist nicht herum, sucht nach Eingängen, Museum, etc. und später nach dem Ausgang aus dem Plateau. Aber erst mal der Reihe nach.

Die Pyramiden von Gizeh liegen westlich von Kairo in der Wüste. Es gibt eine Reihe Hotels in der Nähe, aber man sollte sehr darauf achten, ob man zu Fuß zum Plateau gelangen kann. Auf der östlichen und nördlichen Seite geht es, auf der westlichen dagegen nicht, denn da verläuft eine 12-spurige Straße zwischen dem Wohngebiet und dem Plateau. Der nördliche Eingang ist der Beste, weil dort wenig(er) los ist. Beim östlichen Eingang ist die Hölle los und man fühlt sich sehr schnell überfordert und überrumpelt. Es gibt verschiedene Preise, die sich jedes Jahr ändern. Aktuell kostet der Eintritt 220 EGP für den Außenbereich und zwischen 100 und 440 EGP für die einzelnen Pyramiden. Bargeld in lokaler Währung mitbringen.

Zu den Pyramiden kommt man mit dem Auto hin. Die nächste U-Bahnstation liegt etwa 3km weit entfernt. Ein Taxi sollte man in Kairo meiden, wenn man kein Arabisch kann und das Feilschen nicht beherrscht. Uber ist hier eine sehr gute Lösung. Einfach per App ein Uber bestellen und den Festpreis bezahlen. Trinkgeld nicht vergessen. Die Fahrt vom Zentrum dauert weit über eine halbe Stunde, weil es a) sehr weit ist und b) an vielen Strecken Stau herrscht. Den Fahrer darauf hinweisen, dass er den nördlichen Eingang anzufahren hat. Wenn er den östlichen Eingang anvisiert, wird es abenteuerlich. Stress und Abenteuer kann man sich jedoch ersparen, wenn man eine Tour bucht. Gibt's ab etwa 75 USD pro Person und Tag mit vollem Programm.

Touren, bzw. Besuche auf dem Plateau, organisieren viele Hotels und Reisebüros. Es ist die beste Alternative sich viel Stress zu ersparen. Man kann allein oder zu zweit einen Führer buchen oder man geht in einer Gruppe hin. Programm und Preise variieren, je nach Anzahl der Personen, Stunden und besuchte Orte. Mit dem Führer ist man vor penetranten Verkäufern geschützt und er gibt nützliche Tipps, wie z.B. welche Souvenirs und von wo man kaufen sollte. Wenn man starke Nerven hat und ein Abenteurer ist, bestellt man sich ein Taxi oder Uber und fährt zum östlichen Eingang. Schon in der Ortschaft Gizeh stehen Leute auf der Straße, die Ausschau nach Autos mit Touristen halten und versuchen die Autos aufzuhalten und die Türen zu öffnen.

Wenn der Fahrer gut und geübt ist, wird er die Türen verriegeln und jeden einzelnen von ihnen, wie in einem Computerspiel, ausweichen. Wenn man mehr Gaudi haben möchte, geht man Freitag so gegen Mittag hin, wenn die Leute nach dem Gebet auch hingehen. Wenn das Auto von der Hauptstraße in die Nebenstraße Richtung Eingang abbiegt, sieht man sehr viele Leute kreuz und quer gehen, dazu Autos, die versuchen durchzukommen. Wenn man vorm Eingang angekommen ist, sieht man ein kleines Tickethäuschen und davor jede Menge Leute, die sehr laut sind. Und hier fängt der Spaß so richtig an. Ein Westler steigt aus einem Auto und sofort wird er von einigen Menschen angesprochen. Alles geht ganz schnell und man einem keine Zeit zum Nachdenken.

Die Herren stellen sich als Angestellte vor und tragen auch Ausweise um den Hals, was Glaubwürdigkeit ausstrahlen soll. Sie erklären einem die Preise ganz schnell und zeigen auf eine Tafel auf dem Tickethäuschen. Um nicht ewig in der Schlange anzustehen, gibt man denen den Eintrittspreis in Bar in lokaler Währung und wartet ca. eine Minute. Dann kommt der Herr mit dem Ausweis und dem Ticket zurück und es geht sehr schnell durch die Sicherheitskontrolle und dann nicht in Richtung der Pyramiden, sondern links davon. Der Mann redet schnell und stellt viele Fragen, erzählt etwas von Pferden, Kutschen und Kamelen, erwähnt aber keine Preise. Er geht überhaupt nicht darauf ein, wenn man sagt, dass man nichts davon, aber eher zu Fuß gehen möchte.

Dann geht es in schnellen Schritten durch viele Leute hindurch, er fragt ob man eine Kamera oder ein Handy hat, er nimmt das Handy, stellt einen an einem bestimmten Punkt hin und fängt an Fotos zu machen. Er gibt Anweisungen für verschiedene Posen und macht sehr gute Bilder. Danach geht es, wie zuvor über Wüstensand, sodass man sich die edlen Italotreter ruiniert und es bereut, nicht die alten Latschen angezogen zu haben, zu einem Kamel und wird aufgefordert sich darauf zu setzen. Dann steht das Kamel auf, Leute mit Höhenangst und Schwindelgefühle werden panische Attacken bekommen, ein paar Bilder werden gemacht und ca. 100 Meter geritten. Während dieser Zeit redet der Mann über verschiedene Touren und rückt endlich mit der Sprache raus.

Und jetzt kommt's: Die kleine Tour soll 200 Euro/USD, die Mittlere 300 Euro/USD und die Große übers ganze Plateau 400 Euro/USD kosten. Man selber sitzt immer noch hoch auf dem Kamel und glaubt nicht richtig gehört zu haben. Er aber meint es ernst und fragt welche Tour man haben und in welcher Währung man zahlen möchte. Jetzt sollte man seine gute Manieren schnellstmöglich vergessen, den Typen anschreien, sodass er einen runterlässt, seine Sachen nehmen, ihm 10 Euro/USD für seine Dienste soweit in die Hand drücken, ihm erklären, dass man all das nicht möchte, man nicht vorher gefragt worden ist, ob man das überhaupt möchte, dass die offiziellen Preise bei 20, 30 und 40 Euro liegen, man die Polizei holen werde und einfach weggehen.

Der Typ wird weiterhin Geld verlangen und einem hinterhergehen. Weit kann er nicht gehen, weil er das Kamel an der Leine hat. Einfach ignorieren und Richtung Menschen und Pyramiden gehen. Später wird man auch von anderen Verkäufern angeredet und viele Kinder fragen nach Namen und Herkunft und wollen Fotos von einem machen, was natürlich etwas kostet. Einfach ignorieren und bei ganz penetranten Artgenossen, in einer Sprache antworten, die sie nicht verstehen. Leistungskurs Latein oder Altgriechisch sind hier hervorragend geeignet. Nicht alle Verkäufer sind penetrant oder Gauner. Feilschen muss man beherrschen und wenn man einen Kameltreiber findet, der mit den offiziellen Preisen arbeitet, sollte man so einen Ritt wagen. Es schaukelt sehr.

Die Frage ob man sich die Pyramiden von innen anschauen, bzw. antun möchte, sollte jeder für sich entscheiden. Tickets vorher am Schalter kaufen, auf dem Gelände geht es nicht. Die Große kostet 440 EGP und bietet nichts. Man muss ein paar Treppen von außen besteigen, dann kontrolliert jemand das Ticket am kleinen Eingang, dann geht es durch einen kurzen Gang bis zu einem kleinen Raum. Dort wartet man in der Hitze und Luftfeuchtigkeit, bis man weiter darf. Zuerst geht es in sehr gebückter Haltung einen engen und steilen Gang nach oben. Dann kommt man in einem Gang, wo es auch steil nach oben geht, aber man aufrecht gehen kann und es eine zweite Plattform für den Gegenverkehr gibt. Danach wird es einspurig mit Gegenverkehr.

Und wenn man oben ankommt, ist es noch lange nicht vorbei. Zuerst versammelt man sich auf einem Quadratmeter Fläche, um durch einen schmalen Gang geradeaus zu kriechen. Irgendwann ist man am Ziel und bestaunt einen leeren Raum. Es gibt nichts zu sehen. Den gleichen Weg muss man wieder zurück zum Ausgang nehmen. Beleibtere und ungeübte Personen, sollten sich das nicht unbedingt antun, weil erstere eventuell nicht durch die Gänge passen, weil es sehr heiß (auch im Winter) und schwül ist und weil man nachher Schmerzen an Muskeln empfindet, von denen man nicht wusste, dass man sie hat. Wenn man draußen ist, erst mal Luft schnappen, viel Wasser trinken und eine längere Pause machen.

Was vom Besuch bleibt, von dem man eventuell ein Leben lang geträumt hat, ist Ernüchterung. Das Plateau ist dreckig, überall liegt Müll, staubig, heiß, zu viele penetrante und aufdringliche Leute, es stinkt nach Pferdeäpfeln und Kamelscheiße, die überall rumliegt, Pferde und Kamele kreuzen den Weg und achten nicht auf Fußgänger, usw. Nichtsdestotrotz, ist ein Besuch ein Muss und eine Erfahrung wert. Wann man hingeht und für welche Variante man sich entscheidet, sollte jeder für sich selber ausmachen. Am Ende sollte man sich zum nördlichen Ausgang begeben und von dort ein Uber rufen und den magischen Ort in Frieden verlassen.

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