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Ein Lehrer in Saudi - Teil 6

Verantwortlicher Autor: Theo Goumas Ar'ar, 04.09.2023, 23:03 Uhr
Presse-Ressort von: Theodoros Goumas Bericht 6578x gelesen

Ar'ar [ENA] Ein Lehrer beschließt, das von der Wirtschaftskrise gebeutelte Europa für eine Zeitlang den Rücken zu kehren und sein Glück in Saudi-Arabien zu suchen. Er bewirbt sich als Englischlehrer und nach vielen Absagen, kommt doch noch eine Zusage, allerdings mit Vitamin B. Das ist der Beginn einer wunderbaren Reise in ein verschlossenes Land, das kaum jemand kennt. Eine wahre Geschichte in Teilen erzählt. Teil 6 der Saga.

Auf der anderen Seite der Kontrolle kam ich in einen rundlichen Raum, mit Springbrunnen in der Mitte, einigen Pflanzen, darunter Palmen, sanften Sandfarben, einigen Kiosken wo man etwas zu essen und zu trinken kaufen kann und all den Gates. Ich setzte mich auf einen Sitz in der Nähe meines Gates, stellte meinen Rucksack vor mich hin auf dem Boden und ließ meinen Blick schweifen. Die Durchsagen wurden auf Arabisch und Englisch gemacht. Ich hatte gute zwei Stunden vor mir. Vor mir herrschte ein buntes Treiben. Viele Menschen die auf und ab gingen, Männer, Frauen, Kinder. Die meisten von denen waren traditionell gekleidet.

Nach ein paar Minuten stand ich auf um nachzusehen ob mein Flug schon angezeigt wurde und um auf Toilette zu gehen. Ich ließ meinen Rucksack beim Sitz zurück. Als ich vom Klo zurückkam, saß jemand hinter meinem Sitz der ziemlich viel hustete und gar nicht Gesund ausschaute. Deswegen nahm ich meinen Rucksack und setzte mich woanders hin. Ich platzierte ihn wieder vor mir auf dem Boden, nahm mein Handy aus der Tasche, senkte mein Haupt zum Bildschirm und ging durch die Musikalben. Kurze Zeit später merkte ich wie zwei Männer sich neben mir setzten, einer rechts, einer links. Auf einmal verschwand das Display meines BlackBerry und zwei Ausweise kamen zum Vorschein. Sicherheitspolizei.

Im Hinterkopf sang Falco: „Jetzt hör ich sie! Sie kommen! Sie kommen dich zu holen, sie werden dich nicht finden, niemand wird dich finden…“ Dazu diverse Kerkerszenen. Bevor ich meinen Kopf heben konnte, waren die Ausweise wieder verschwunden und einer der Beiden fragte mich ob ich English kann. Jetzt hebe ich mein Haupt und schaue links und rechts in die Gesichter zweier Sicherheitsbeamten. „Ja, ich spreche English“, sagte ich. „Können wir deinen Reisepass samt Visum und Boardingkarte sehen?“ fragt einer der Beiden. Ich gebe es ihnen. „Ist das dein Rucksack?“ „Ja.“ „Was ist drin?“ „Ein Laptop, ein iPad, Tabak, Taschentücher, Stifte…“ „Können wir einen Blick da rein werfen?“ „Klar!“

Einer schaut sich meine Papiere an, der andere meinen Rucksack. „Welche Marke hat dein Laptop?“ Ich sage es ihm. „Wieso hast du deinen Rucksack hier allein gelassen? Wieso hast du den Platz gewechselt?“ „Ich wollte aufs Klo und als ich zurückkam sah ich den wild hustenden Mann hinter meinem Platz.“ Die beiden drehten sich um, sahen den Mann wie er sich seine Seele aus dem Leib hustete und einer der beiden fragte: „Hattest du keine Angst, dass dir jemand den Rucksack klaut?“ „In einem Flughafen in Saudi-Arabien?“ fragte ich allen ernstes. Die beiden lächelten, gaben mir meine Papiere zurück und verschwanden genauso unauffällig wie sie gekommen waren.

Irgendwann später wurde mein Flug aufgerufen. Mit dem Bus ging es zum Flieger. Im Flieger sah ich wie vorne wieder nur Männer saßen. Allerdings saß eine Frau auf meinem Fensterplatz, daneben ein Mann, deshalb nahm ich den Gangsitz. Kurz darauf als alle drin waren, kommt der Pilot, schaut auf die Frau runter, sagte ihr etwas im harschen Ton auf Arabisch, sie stand auf und ging nach hinten. Der Pilot schaut dann zu mir runter und meinte freundlich: „Willkommen an Bord, genießen Sie den Flug!“ „Danke!“ So kam ich zu meinem Fensterplatz. Da die Flugzeit nur 90 Min. betrug, war Schlafen nicht angesagt. Ich nahm mein iPad raus und schaute mir ein paar Folgen der ‚Simpsons’. Darf man sich diese Serie anschauen oder steht sie auf dem Index?

Kurz vor der Landung wurde es hell und die Sonne ging über der Wüste auf. Da ich vorher noch nie in der Wüste war, fand ich es total faszinierend. Der Flug auf Kairo war enttäuschend. Da fliege ich einmal im Leben nach Ägypten, freue mich wie ein kleines Kind endlich Wüste zu sehen, und was war? Alles Grün! Klar, Kairo liegt im Delta. Zwar ganz unten, wird aber immer noch erfasst. Er ist bezaubernd schön der aufgehenden Sonne über der Wüste zuzusehen. Diese Farben sind einmalig! Ich bin ganz hin und weg.

Als wir in Ar’ar landeten sah ich ein kleines Flughafengebäude direkt gegenüber dem Flugzeug. Aus dem Flieger raus, ins Gebäude rein. Kurz darauf kam auch das Gepäck. Während ich gespannt aufs Gepäckband schaute kam ein Mann von rechts und sagte: „Ma’aden?“ Huh, wer bist du denn? Was willst du von mir? Geh weg, weg! Weg du Wicht! Der Mann fragte noch mal: „Ma’aden?“ Hmm… bin ich das? Ich schaute ihn fragend an und war dabei Anes anzurufen. Er war aber schneller. „Du, Anes, hier ist jemand von Ma’aden, ist das mein Fahrer?“ „Kann sein, wenn du der einzige Ausländer bist, dann ist er für dich da.“

Da ich mir nicht sicher war, rief ich Murray, meinen Projektmanager an. Es tutete, aber er ging nicht ran. Mist! In dem Moment hörte ich seine Stimme vom Eingang und tatsächlich, er stand da mit einem ägyptischen Kollegen. „Was machst du noch hier? Worauf wartest du noch? Warum kommst du nicht raus wie alle anderen? Wo ist dein Gepäck?“ fragte Murray. „Genau, wo ist mein Gepäck?“ fragte ich. Links neben uns war das Lost & Found Büro. Dort saß ein Pakistaner. Der würde uns sicher helfen. Als wir reingingen, wurden erstmal Hände geschüttelt, dann wurde Platz genommen, dann kam der obligatorische Smalltalk, und erst danach ging es an die Substanz.

Der Pakistaner schaute sich meine Bordkarte an und sah sofort, dass meine Reisetasche nach Hail geflogen worden war. Er schritt sofort zur Tat und nach einigen Minuten sagte er mir, dass – ‚Inshallah’, meine Reisetasche in 2 Tagen hier sein würde. Klar, so Gott will. Und wenn er nicht will? Da zuckte der Pakistaner mit den Schultern. Aber irgendwie vertraute ich ihm, nicht dass ich meine Sachen in zwei Tagen wiedersehen würde, aber dass er mir hilft. Ausländern kann man meistens vertrauen. Sie sind gerissen und brechen auch mal Gesetze. Er gab uns sogar seine Handynummer und die Nummer von Hail.

Als wir aus dem Flughafengebäude rauskamen, erblickte ich eine traumhaft schöne Umgebung. Überall war es grün, überall Palmen, kleine Wege und Straßen, Steine als Deko, hübsche Gebäude, eine kleine Moschee, blauer Himmel und strahlende Sonne. Wie in Malibu, sagte ich. Der Ägypter lachte und Murray meint nur: „Ja, ja!“ Unterwegs hielten bei einer Apotheke an. Ich musste mich mit dem Nötigsten eindecken. Auch hier wurden Hände geschüttelt, Smalltalk betrieben, Fragen gestellt, usw. Mein Projektmanager kaufte mir Shampoo, Deo, Kontaktlinsenflüssigkeit, einen Kamm, etc. Der Kamm kam nicht alleine, ein kleinerer Bartkamm war mit dabei. Danach ging's nach Hause ins Bett und die Beiden fuhren zur Arbeit. Fortsetzung folgt.

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